Corona-Szene: Antisemitismus als einende Klammer

Corona-Szene: Antisemitismus als einende Klammer

Die Szene der „Querdenker“ wird seit geraumer Zeit unterschätzt. In ihr tummeln sich seit Anbeginn Anhänger*innen von Verschwörungsmythen, der extremen Rechten, selbsternannte Impfkritiker*innen, rechte Hooligans und Sozialdarwinist*innen.  In der Szene brodelt es und sie radikalisiert sich immer mehr. Nahmen zu Beginn noch im Großteil bislang unauffällig gebliebene Personen an den Demonstrationen teil, driftete die Szene wie unter einem Brennglas zu beobachten nach rechts ab und tummelt sich inzwischen nur all zu oft in der Reichsbürgerszene. Dieser Drall ist im gesamten Bundesgebiet zu beobachten.

Antisemitismus stellt sich dabei immer wieder als einende Klammer um diese teils sehr heterogenen Szenen heraus. Hinter Corona würden finanzstarke Strippenzieher*innen stecken, die die Geschicke der Welt lenken und die Politik und Medien kontrollieren. Weiter inszenieren sich Anhänger*innen von Querdenken beispielsweise als Verfolgte, indem sie sich nachempfundene Judensterne ans Revers heften. Damit relativieren sie den Holocaust. In Essen ist die Szene der Corona-Leugner*innen und -Relativierer*innen auch durch andere Vorkommnisse aufgefallen.

Holocaust-Relativierung

Schriftzug „Impfholocaust“, gesprüht in der Nacht vom 05. auf den 06.03.2021.

In der Nacht von 05. auf den 06.03.2021 haben bislang Unbekannte aus der Impfgegner*innenszene einen riesigen Schriftzug an eine Häuserwand gesprüht. Der Schriftzug lautet „Impfholocaust“ und stellt nichts geringeres als eine Relativierung der industriellen Menschenvernichtung während der Nazi-Zeit dar. Die Szene stellt immer wieder relativierende Bezüge zur Nazi-Zeit her.

Unweit des Graffito wurde folgender Schriftzug gefunden:

Schriftzug „Impfen macht frei“, unweit des „Impfholocaust“-Schriftzugs.

Der Schriftzug „Impfen macht frei“ ist angelehnt an den Spruch „Arbeit macht frei„, einer Toraufschrift an den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, wie beispielsweise am Haupteingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz.

Haupteingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz.

Antisemitismus

Hinter Corona stecken die Juden – da ist sich die Querdenker-Szene einig. Im Folgenden einige Screenshots aus der Gruppe „Nicht ohne uns – Essen“, dem hiesigen Ableger der Corona-Leugner*innen-Kreise.

Hitler

Adolf Hitler gilt ebenfalls immer wieder als Ankerpunkt. Sowohl, um den politischen Gegner zu diffamieren, als auch als ideologischer Poster-Boy. Im Folgenden Fotos aus dem Telegram-Kanal der Gruppe „Nicht ohne uns – Essen“ und einem Telegram-Kanal von „NRW stellt sich quer“.

Nicht zu unterschätzende Gefahr

Die Ausschreitungen in Kassel mit geschätzt 20.000 Teilnehmenden stimmen entsprechend besorgt. Die große Masse der Coronakritiker*innen ist anfällig für Verschwörungsmythen, die wiederum Einfalltor in die extrem rechte Szene ist. Den Kritiker*innen der Corona-Maßnahmen ist es bislang nicht gelungen, sich von den Demokratiefeinden zu distanzieren, obgleich sie mannigfaltige Möglichkeiten dafür gehabt haben. Die Strategie des Umgangs mit extrem rechten Personen und Ideologien lässt sich darauf zusammenfassen, dass lediglich die deren Existenz und Präsenz schlichtweg geleugnet wird.

Nach all den Monaten des Mitmarschierens extrem Rechter Kräfte muss davon ausgegangen werden, dass die Szene sich mitnichten von ihnen distanzieren will, sondern willfährig gemeine Sache macht. Durch die den Protesten unterliegende gemeinsame Ideologie des Antisemitismus entsteht eine brandgefährliche Situation.

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