Gegen jeden Antisemitismus!
In der Nacht vom 17. auf den 18.11. wurde auf das Rabbinerhaus der Alten Synagoge Essen geschossen. Die vier aus einer scharfen Waffe abgegebenen Kugeln trafen die Eingangstür und eine Fensterscheibe. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Der Täter ist flüchtig.
An Anbetracht dieses antisemitischen Terrorakts haben wir zu einer spontanen Mahnwache auf dem Edmund-Körner-Platz aufgerufen. Neben Dr. Uri Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge und einer Vertreterin der DGB Jugend MEO, haben auch wir versucht die richtigen Worte zu finden. Wir veröffentlichen unseren Redebeitrag im Wortlaut.
Liebe Freundinnen und Freunde,
vielen Dank für euer aller Kommen zu dieser Mahnwache.
In der Nacht von gestern auf heute wurde in unmittelbarer Nähe zu dem Ort, an dem wir stehen, auf das Rabbinerhaus hier an der Alten Synagoge, geschossen. Vier Schüsse aus einer scharfen Waffe wurden abgegeben. Sie trafen die mit Panzerglas ausgestattete Eingangstür und es soll Schüsse durch die Scheibe geben.
Glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Wir müssen aber davon ausgehen, dass genau das das Ziel der Person war, die sich eine Waffe besorgt, die sich Patronen besorgt und dann auf das Gebäude geschossen hat.
Wir haben vor wenigen Tagen, am 9. November, den Opfern der Novemberpogrome gedacht. 1938 wurde die Alte Synagoge vor den Augen schaulustiger Essenerinnen und Essener geplündert, in Brand gesetzt, Menschen wurden angegriffen, verfolgt und ermordet. Niemand schritt ein. Es war einer von vielen, auch schon früher begonnenen, Auftakten von Terrorakten gegen Jüdinnen und Juden.
Dass gestern eine Person mit scharfer Munition auf das Rabbinerhaus schießt, ist ein weiterer Punkt der Eskalation auf einer Spirale des erstarkenden bundesweiten Antisemitismus. Ein Anschlag auf ein jüdisches Gebäude geschieht niemals einfach so, sondern immer aus einem politischen Motiv.
Die Tat erinnert auf erschreckende Art und Weise an die Tat in Halle. Bei dem terroristischen und antisemitischen Angriff in Halle waren mehrere Personen innerhalb der Synagoge anwesend und auch hier war es eine stark gesicherte Tür, die den Angreifer vom Eindringen in das Haus abhalten konnte.
Die Alte Synagoge Essen erhält seit 20 Jahren während den Dauerausstellungen und Veranstaltungen Schutz durch die Polizei. Das Gebäude ist, wie viele andere jüdische Einrichtungen, stark gesichert und überwacht. Dass das nach so vielen Jahren noch immer nötig ist, ist erschütternd. Die gestrige Attacke zeigt jedoch eindrucksvoll, wie wichtig das leider noch immer ist.
Es ist eine Schande, dass so etwas überhaupt nötig ist. Und es ist eine Schande, dass noch immer jüdische Einrichtungen angegriffen werden.
Und daher ist es unser aller Aufgabe uns entschieden, konsequent und deutlich gegen jedwede Erscheinungsform des Antisemitismus zu stellen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Jüdischen Gemeinde, der Alten Synagoge und sagen klar: Gegen jeden Antisemitismus!
Vielen Dank.
Der WDR war vor Ort und hat in der Lokalzeit und der Aktuellen Stunde über die Mahnwache berichtet.
Auf die Alte Synagoge in Essen ist ein Anschlag verübt worden. Während Ermittler noch vor Ort sind, hat das Bündnis @EssenQuer spontan eine Mahnwache gegen Antisemitismus auf die Beine gestellt. WDR-Reporter Stefan Göke war live dabei. https://t.co/f3B6H7t6Wr pic.twitter.com/JaSn87vVTN
— WDR Aktuelle Stunde (@aktuelle_stunde) November 18, 2022