Redebeitrag zum 09. November

Redebeitrag zum 09. November

Im Folgenden veröffentlichen wir den auf der Gedenkveranstaltung zum 09. November gehaltenen Redebeitrag im Wortlaut.

Liebe Freundinnen und Freunde,
sehr verehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Gedenkveranstaltung.

Ein weiteres Jahr ist vergangen, und wieder stehen wir hier am 09.November. Auch wenn dieses Datum eines des Gedenkens und Mahnens ist, freuen wir uns, wenn Sie, liebe Passanten, einen Moment verweilen, um den kurzen Redebeiträgen der unterschiedlichen RednerInnen zu folgen. Kommen Sie ins Gespräch mit uns darüber, was ‚Achtunddreißig‘ in unserem Land verbrochen und unseren MitbürgerInnen angetan wurde, wieso wir auch über 80 Jahre später noch tun, was wir tun: Gedenken und Mahnen. Und wieso wir auch nächstes und übernächstes Jahr weiterhin auf die Straßen gehen werden.

Das Bündnis ‚Essen stellt sich quer‘, für das ich heute sprechen darf, und seine Partner, zu denen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes ebenso gehört wie viele weitere Gruppen unserer Stadt, sehen den 9. November als Verpflichtung; erst am vergangenen Samstag fand in Steele eine Versammlung Essener AntifaschistInnen statt, in der eine Phrase wiederholt betont wurde: ‚Wir müssen weiterhin unsere Lehren aus dem Scheitern der Weimarer Republik ziehen.‘
Ich will es heute konkreter aussprechen:

Wir müssen mit der breiten Mehrheit unserer weltoffenen Gesellschaft dafür sorgen, dass alte und neue Nazis, dass Faschos in den Parlamenten -ob blau, ob schwarz-weiß-rot, ob grün überstrichene Braune-, niemals wieder systematisch Krieg und Verderben über uns bringen, dass sie keine Chance bekommen, unterschiedliche Menschengruppen gegeneinander auszuspielen und gegeneinander aufzuhetzen, und dass niemals mehr Menschen aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder ihrer Lebensweisen und Überzeugungen um ihr Leben fürchten müssen – dafür müssen Demokratinnen und Demokraten aller Richtungen und Farben zusammenarbeiten und gemeinsam anpacken!

Wir möchte Sie und euch heute ermutigen, und wir möchten immer dazu aufrufen:
Bringt euch ein, redet mit, widersprecht Lügen- und Hassgeschichten, stärkt und verteidigt euren Nachbarn, ArbeitskollegInnen oder dem Menschen im Zug, der angepöbelt, diffamiert oder bedroht wird.
Wir dürfen nicht heute, nicht in hundert Jahren, zulassen, dass sich ein Verbrechen wie jenes vor über 80 Jahren wiederholt, welches zu gedenken uns heute -wie jedes Jahr- zusammenführt.

An jedem Tag steht und hetzt irgendwo ein Feind unserer freien Gesellschaft offen, und dagegen müssen wir laut und deutlich vorgehen – im Netz, im Stadion, im öffentlichen Raum, im privaten und beruflichen Umfeld.
An jedem Tag steht und hetzt irgendwo einer, dem es zu widersprechen gilt.
Vielen Dank.

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