Rechtsterroristischer Anschlag in Halle

Rechtsterroristischer Anschlag in Halle

Der rechtsterroristische Anschlag in Halle mit zwei ermordeten Menschen macht fassungslos. Der Terroranschlag erinnert frappant an den von Christchurch vom März dieses Jahres. Wie auch dort war ein Glaubenshaus Ort der Attacke.

Konkretes Anschlagsziel heute war eine Synagoge in Halle. Am heutigen Tage wird der höchste jüdische Feiertag, Jom Kippur, gefeiert. Zeit und Ort lassen daher den Schluss zu, dass es sich um eine gezielte antisemitische Tat handelt. Die Tat eines rechtsradikalen Terroristen, der auf die Auslöschung jüdischen Lebens aus war. Dass sich der mutmaßliche Attentäter Stephan B. keinen Zutritt zur Synagoge, in der zur Tatzeit knapp 80 Gläubige versammelt waren, verschaffen konnte, grenzt an ein Wunder. Dennoch erschoss mutmaßlich B. zwei Menschen, einen in einen Imbiss, einen auf offener Straße, bevor er gestellt werden konnte.

Die Tat wurde durch B. live ins Internet gestreamt. Mit derartigen Publikationen versuchen sich rechtsradikale Attentäter*innen ein eigenes und zutiefst verachtenswürdiges „Denkmal“ zu setzen. In entsprechenden Online-Foren werden Attentäter*innen zu Ikonen stilisiert und als Vorbilder gesehen. Durch ihren angeblichen Kampf gegen einen „Bevölkerungsaustausch“ und ihr live übertragenes, selbst postuliertes „Märtyrertum“ wirken sie in eine Szene zumeist junger, introvertierter, misogyner, antisemitischer, rassistischer und xenophober Männer, der sie selber entspringen und die durch ihre Taten weiter radikalisiert werden soll. Mit ihren Taten wollen sich viele der radikalisierten Männer „verewigen“. Eine der Ikonen ist der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik, der 2011 in einem Zeltlager auf der norwegischen Insel Utøya 69 Menschen tötete und eigens ein Manifest seines Rassismus in englischer Sprache verfasste, um möglichst breite Resonanz und Rezeptionen, und szeneinternen „Ruhm“ zu erhalten. Auch der mutmaßliche Täter von Halle, B., sprach in seinem Stream über seine Beweggründe auf englisch, um weltweite Aufmerksamkeit zu bekommen.

Dass sich Jüdinnen und Juden inzwischen wieder in Deutschland fürchten müssen zu leben, wird seit Monaten und Jahren wieder und wieder von jüdischen Gemeinden gemahnt. Doch die Rufe verhallen nur all zu oft in der medialen Berichterstattung. Gleichzeitig steigen die Übergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens von Jahr zu Jahr an; Synagogen stehen bundesweit unter besonderer polizeilicher Beobachtung. Waren es zunächst Beleidigungen und Bedrohungen, schlägt Jüdinnen und Jüden inzwischen immer öfter auch blanker Hass und Gewalt entgegen. Gewalt bis hin zu terroristischen Anschlägen, wie heute in Halle. Dass ausgerechnet am heutigen höchsten Feiertag für Jüdinnen und Juden in Halle kein polizeilicher Schutz der Synagoge gegeben war, ist scharf zu kritisieren und gehört in den nächsten Tagen aufgearbeitet.

Wir möchten all jenen unsere volle Solidarität aussprechen, die wieder und wieder Ziel rechtsradikaler Attacken sind. Insbesondere den Angehörigen der Opfer, denen wir in dieser Situation alle erdenkliche Kraft und Halt wünschen.

Morgen soll es in Essen eine Gedenkveranstaltung geben, zu deren Teilnahme wir aufrufen:
https://www.facebook.com/events/386433242294873/

Gegen jeden Antisemitismus, Rassismus und Faschismus!

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