Essen stellt sich quer widerspricht städtischer Selbstbeweihräucherung deutlich

Essen stellt sich quer widerspricht städtischer Selbstbeweihräucherung deutlich

Als stadtweites Bündnis gegen Rassismus und Faschismus Essen stellt sich quer zeigen wir uns sehr verwundert über die Stellungnahme der Stadt Essen zum offenen Brief des Landesjugendrings. Hintergrund der Stellungnahme ist der Vorfall aus dem Juni dieses Jahres, bei dem eine Jugendgruppe im Kulturzentrum GREND durch Besucher der Sportsbar 300 rassistisch beleidigt, ihnen Nazi-Parolen zugerufen und sie sogar mit einem Messer bedroht wurden.

„Dieser städtischen Selbstbeweihräucherung möchten wir entschieden entgegentreten“, so Christian Baumann für Essen stellt sich quer. „Dass die Stadt ‚rechtzeitig‘ auf die sogenannten Spaziergänge reagiert und eine Vielzahl an Aktionen organisiert habe, ist schlichtweg nicht wahr. Auch die Aussage, dass die ‚Steeler Jungs‘ durch Initiative der Essener Polizei ihre Versammlungen auch als solche anmelden mussten, lässt uns nur staunen.“

Baumann ergänzt: „Erst als begonnen wurde Gegenproteste zu organisieren – die natürlich direkt von Beginn an angemeldet werden mussten – wurden auch die ‚Steeler Jungs‘ angehalten, ihre wöchentlichen Versammlungen bei der Versammlungsstelle anzumelden.“ Davor sind die ‚Steeler Jungs‘ bereits monatelang ohne jegliche Begleitung durch die Ordnungsbehörden uniformiert und klar als Demonstrationszug erkennbar durch den Stadtteil marschiert. Jetzt so zu tun, als sei dies auf Initiative der Polizei geschehen, ist eine Frechheit.“

Auch vermissen wir handfeste Aktionen gegen die neonazistischen Umtriebe in Essen-Steele. Die Initiativen, die von Ordnungsdezernenten Kromberg in seinem Antwortschreiben an den Landesjugendring aufgezählt werden, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie bekämpfen weder zielgerichtet das Problem „Steeler Jungs“, zudem soll ein Großteil dieser Aktionen erst im Laufe des aktuellen Jahres stattfinden – also fünf Jahre, nachdem die „Steeler Jungs“ angefangen haben, den Stadtteil zu terrorisieren. Hier hat die Stadt viel zu lange die Augen verschlossen. Denn: Wie auch der neuerliche Vorfall wieder einmal zeigt, handelt es sich bei der Gruppierung eben nicht um besorgte Bürger oder gar solche, mit denen man sich an einen Tisch setzen könne. Rufe wie „SS zurück!“ zeigten ganz eindeutig, welcher Ideologie diese Personen nahestehen. „Und manchmal muss man das Kind auch einfach beim Namen nennen“, so Baumann weiter, „wer sich solch einer Sprache und Ideologie bedient, wer Kinder und Jugendliche bedroht und rassistisch beleidigt, wer beste Kontakte in die rechtsextreme Szene unterhält und aus seiner Gesinnung keinen Hehl macht, der ist eindeutig ein Neonazi.“

Essen stellt sich quer hofft, dass die Stadt neben der Präventionsarbeit nun endlich auch aktiv gegen das Nazi-Problem in unserer Stadt wird. Einen Vorschlag haben wir auch direkt: Wie wäre es beispielsweise mal mit einer Razzia im 300, bei der Innenminister Reul sich genau so medienwirksam ablichten lässt wie bei Razzien in den Shisha-Bars im Essener Norden?

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