Rechtsradikale zu Karneval

Rechtsradikale zu Karneval

Die „Steeler Jungs“ sind in diesem Jahr wieder als Karnevalstruppe in Erscheinung getreten. 2019 hatten sie mit einem eigenen Wagen als „Steeler Jecken“ am Karnevalszug in Freisenbruch teilgenommen. Die Teilnahme gelang ihnen, weil sie die veranstaltenden Freisenbrucher Gänsereiter im Vorfeld täuschten und erst im letzten Moment ihren Wagen abschließend „schmückten“. Die Rückseite des Wagens zierte dann ein aus einer nach unten gerichteten Faust zeigender Daumen, der eine stilisierte Zecke zerdrückt.

Rückansicht des Karnevalswagens von 2019 in Freisenbruch.

Als „Zecken“ werden insbesondere in rechtsradikalen Kreisen politisch Unliebsame bezeichnet. Die Gleichsetzung von politischen Gegner*innen mit Ungeziefer soll sie entmenschlichen und Gewalt gegen sie legitimieren.

Neuauflage

In diesem Jahr waren die „Steeler Jungs“ abermals als „Steeler Jecken“ unterwegs. Statt des großen motorisierten Wagens, musste dieses Jahr ein deutlich kleinerer, zweiachsiger Bollerwagen mit Aufbau, Sonnenschirm und Lautsprecheranlage genügen. Inhaltlich stand der Wagen dem Vorgängermodell aber in nichts nach. Neben dem altbekannten Motiv der zerdrückten Zecke war auch wieder der Spruch „Schützt Euch vor den Zecken !!!“ zu finden.

Ebenso findet sich der Spruch „Auf Kohle geboren, mit Stahl in den Adern“ auf gleich mindestens zwei Seiten des Wagens. Die zunächst harmlos wirkende Anspielung auf die industrielle Bedeutung von Kohle und Stahl für das Ruhrgebiet wird von den „Steeler Jungs“ ganz bewusst instrumentalisiert. Es wird versucht durch Allgemeinplätze und Lokalpatriotismus Gemeinsamkeit mit der Bevölkerung zu suchen. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das aber als plumper Versuch der Verschleierung der eigenen Ideologie. “Auf Kohle geboren” transportiert in rechtsradikalen Kreisen immer auch einen Teil der Blut-und-Boden-Ideologie. Eine qua Geburt verwurzelte, unverwüstliche Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet, während der “Stahl in den Adern” in diesem Kontext die eigene Stärke, Zähheit und Ausdauer bedeuten soll. “Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl” galt als das neue Ideal der Nazis. Noch heute brüsten sich Rechte und Rechtsradikale mit den gleichen Attributen.

Anreise der „Steeler Jungs“ nach Kettwig. Gleiche Helme, wie 2019.

Wie auch schon in Freisenbruch warteten die „Steeler Jungs“ mit Helmen auf, die frappiernde Ähnlichkeit mit den Helmen der Wehrmacht haben. Aber auch blaue und weiße Schutzhelme wurden, wohl aus Sorge sonst zu schnell negativ aufzufallen, verwendet.

Zugegen waren circa 20 „Steeler Jungs“, die zumeist durch Behelmung oder rote Sweatshirts zu erkennen waren, auf denen das Logo der „Steeler Jungs“ mit Komiteemütze als das Logo der sogenannten „Steeler Jecken“ zu sehen war.  Aber auch „Steeler Jungs“ in „zivil“, also solche, die nicht bereits auf den ersten Blick auf Grund ihrer Kleidung den „Steeler Jungs“ zuzuordnen sind, waren zugegen, um mit ihren Kameraden auf dem Bürgermeister-Fiedler-Platz zu feiern.

Kein Karneval den Faschisten!

Bei den „Steeler Jungs“ handelt es sich selbst, wenn sie sich von Zeit zu Zeit „Steeler Jecken“ nennen, um selbst vom auf dem rechten Augen blinden Verfassungsschutz beobachtete, waschechte Rechtsradikale. Mit ihnen ist nicht zu feiern. Hinter jeder ihrer öffentlichen Aktionen steckt politisches Kalkül, zumeist, um möglichst harmlos und nahbar zu erscheinen und über ihre rechtsradikale Agenda hinwegzutäuschen.

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