Antisemitische Drohung in Telegram Gruppe

Antisemitische Drohung in Telegram Gruppe

Mitgliederzahlenentwicklung “auf die Strasse ESSEN” 2023. 290 Mitglieder, Stand: 07.09.2023. Eigene Auswertung von ESSQ.

Die Telegram-Gruppe “auf die Strasse ESSEN” wurde im Zuge der Corona-Proteste als einer von vielen Mobilisierungskänalen der Querdenker/Coronaleugnerszene erstellt. Sie existiert bereits seit geraumer Zeit und wurde über die Jahre mehrmals umbenannt. Ihren jetzigen Namen trägt sie seit dem 24.04.2022, wenngleich seinerzeit noch mit großgeschriebenem Anfangsbuchstaben.

Wie in fast allen Essener Corona-Telegram-Gruppen auch, wurde in “auf die Strasse ESSEN” immer wieder antisemitisches Gedankengut geteilt, antisemitische Narrative bedient und antisemitische Stereotype verwendet, ohne, dass es dabei zu Widerspruch der Gruppenmitglieder kam.

Die während Corona geschaffenen Netzwerke von Verschwörungsmythiker*innen existieren nach wie vor weiter. Und sie werden – wie auch zuvor – weiterhin rege für den Austausch diverser Untergangsphantasien, Verschwörungstheorien und beißendem Antisemitismus genutzt.

Am Donnerstag, den 07.09.2023, postete der Telegram-Nutzer “Anton” eine Nachricht des Kanals “Wer regiert Deutschland?” in der Gruppe “auf die Strasse ESSEN”:

Ein Screenshot, auf dem ein Foto von einem Rabbiner links und einem Bundeswehrsoldaten in hoher Position rechts, der eine Kippa trägt. Untertitelt ist das Bild mit den Worten, Zitat: "Mafiaboss Yehuda Teichtal von der schwerkriminellen Chabad-Lubawitsch-Mafia kontrolliert die Judenwehr der BRD-Judenrepublik".
Screenshot aus der Gruppe “auf die Strasse ESSEN”, aufgenommen am 07.09.2023, 22:59 Uhr.

In dem Post wird der US-amerikanische Rabbiner Yehuda Teichtal als “Mafiaboss”, die Chabad-Lubawitsch-Bewegung als “Mafia”, sowie die Bundeswehr als “Judenwehr” und die Bundesrepublik als “BRD-Judenrepublik” bezeichnet. Jede einzelne dieser Aussagen trieft vor tiefsitzendem Hass auf Juden*Jüdinnen.

Yehuda Teichtal wurde schon 2019 zur Zielscheibe antisemitischen Hasses, als er auf offener Straße und vor seinen Kindern bespuckt wurde. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier besuchte ihn anschließend, um ihm seine Solidarität und seine Unterstützung auszusprechen.

Den von “Anton” geteilten Original-Post haben bei Redaktionsschluss von ESSQ insgesamt, also auch außerhalb von “auf die Strasse ESSEN”, über dreieinhalbtausend Personen gesehen.

In der Essener Gruppe erfolgt kein Widerspruch zu dem klar antisemitischen Posting. Der Telegram-Benutzer “@Clitci” reagiert, ganz im Gegenteil, wie folgt:

Screenshot aus der Gruppe “auf die Strasse ESSEN”, aufgenommen am 07.09.2023, 23:00 Uhr.

Die Antwort enthält einen Link zur Webseite chabad.org, der die Telefonnummer und Namen der Mitarbeitenden enthält. “@Clitci” teilt in der Nachricht auch direkt mit, dass sich das Haus an der Ruhrallee befindet, unweit der Synagoge Essen. Dazu schreibt er “vielleicht wollen da ein paar aufgeschlossen ESSENER mal hin spazieren” (Rechtschreibung wie im Original).

Im Verlauf dieser antisemitisch motivierten Anstachelung stellen “Anton” und “@Clitci” ihr klar antisemitisches Weltbild noch weitere Male zur Schau, indem sie beispielsweise behaupten, Juden*Jüdinnen würden die Welt kontrollieren:

Nachdem “Anton” ein weiteres antisemitisches Flugblatt postet, kündigt “@Clitci” an: “Ich pisse denen vor die Tuer ….. Wie die Hunde.”. Eine klare Drohung, für die sich der Staatsschutz interessieren dürfte.

Screenshot aus der Gruppe “auf die Strasse ESSEN”, aufgenommen am 07.09.2023, 23:19 Uhr.

Gegen jeden Antisemitismus

Jüdisches Leben und jüdische Kultur werden konstant bedroht. In Essen gab es 2020 einen Betonplattenwurf auf die Neue Synagoge. 2022 wurde auf das Rabbinerhaus an der Alten Synagoge aus einer scharfen Waffe geschossen. Dass sich heute in öffentlichen Essener Telegram-Gruppen Antisemiten gegenseitig aufpeitschen, erschüttert zutiefst. Wir stellen uns klar gegen jeden Antisemitismus!

Kommentare sind geschlossen.